Montag, 25. Mai 2015

54. Tag 3. Ausfahrt ins Cilento, Castello di Roccaspide




Datum:                  24.05.2015
Gefahrene km:        90
Wetter:                  sonnig, stark bewölkt, Regengüsse 15 - 24°
Reiseziel:                Roccaspide, Grotte di Castelcivita, Castelcivita


Bauruine
Mit unserer 3. Ausfahrt ins Cilento wollen wir unsere Ehrerweisung für dieses Gebiet abschließen. Wohl wissend, dass wir nur einen kleinen Teil von dieser beeindruckenden Gegend gesehen haben. Wir müssen ja mal irgendwann weiter und diese Gegend stand ja überhaupt nicht auf der Besuchsliste.
Also ging es nach dem Frühstück wieder los ins hügelige Cilento. Wie schön die Gegend hier ist, brauch ich ja nicht zum wiederholten Male erwähnen. Aber ein andere Sachverhalt fällt ins Auge. Es gibt entlang der Strassen und in den Dörfern sehr viele nicht vollendete Neubauten. Jetzt stehen sie rum wie Ruinen. Sieht auch nicht gut aus. Wie so etwas zustand kommen kann würde mich auch mal interessieren. Diese Beobachtung zieht sich schon von Beginn der Reise nach Italien durchs Land.
Castello di Roccaspide
Auf jeden Fall wurde die kurvenreiche Strecke gut bewältigt und ich habe auch keinen Sonntagsradfahrer aufgeladen. Im Ortskern von Roccaspide wird die Fußgängerzone gerade neu erstellt und wir mussten etwas in die Nebenstrasse ausweichen. Die Stadt liegt schön am Berg und das Castello dominiert die ganze Einheit.
Ausgestiegen aus dem Bus mussten wir feststellen, dass wir nicht allein unterwegs waren. Alles traf sich hier offensichtlich zum Kirchgang.
Chiesa
Allerdings von Touristen weit und breit keine Spur. Die Bars hatten selbstverständlich auch auf und waren gut besucht. Auf den Weg zum Castello machten wir in einer ebenfalls halt um die Qualität des Capuccino zu testen. Hervorragend, kann ich da nur sagen. Beim Aufgang zum Castello sahen wir am Eisentor einen älteren Mann stehen der uns Willkommen zuwinkte. Die Fußgängerzonenbaustelle umrundend erreichten wir das Tor.
Aufgang Castello
Wir wurden vom Schlossherrn, Herrn Marchese Ettore Giuliani, höchstpersönlich begrüßt.


„Marchese bezeichnet. einen italienischen Adelstitel; siehe Markgraf.
Das Amt des Markgrafen wurde von Kaiser Karl dem Großen um 800 eingeführt und von seinen Nachfolgern lange Zeit beibehalten. Karls Ziel war es, die Grenzen des in teilweise blutigen und langen Kriegen erweiterten Reiches gegen Angriffe von außen zu sichern“.



Giadino
Das Castello war voll intakt und vom Schlossherrn mit Frau und seinem Bruder bewohnt. Wären wir zu einer anderen Zeitpunkt gekommen, Hätten wir vor einer verschlossenen Eisentür gestanden. Der Schlossherr bat uns einzutreten und wir bekamen eine Castelloführung der Extraklasse. Nach dem es sich herausgestellt hatte, dass wir aus Deutschland sind, waren die Brüder vollends aus dem Häuschen. Eine Deutsche aus Bensheim mit ihrer Reisegruppe war ihnen ans Herz gewachsen. Sofort ging der Bruder ans Telefon und informierte die deutsche Dame über unseren Besuch. Selbstverständlich musste auch ich mit der Dame reden und ich erklärte ihr, dass die beiden Herren eine Mordsfreude an unseren Besuch hätten. Nach einem kleinen Plausch mit der Dame, in der ich ihre gute Vorarbeit für unseren Besuch hier lobte, übergab ich den Hörer wieder dem Bruder, der gleich wortreich mit ihr zu reden anfing. Der Schlossherr setzte seine Führung für uns fort. Zunächst überquerten wir einen wunderschönen Garten.  Die Sitzterrasse, von Zitronenbäumen umgeben, lud eigentlich zum Verweilen ein. Leider hatte es zu regnen angefangen und wir begaben uns ins Innere des Castellos. Auf rustikalen Felsenuntergrund aufgebaut war das Castello gut in Schuss gehalten. Ach ja, die Führung fand in italienischer Sprache statt und wir hatten beiderseits einen gewaltigen Spaß daran uns untereinander verständlich zu machen. Es war einfach sensationell, was wir hier erlebten. Der charmante und formvollendete Schlossherr zeigte uns neben dem Familienmuseum auch seine Privaträume.
Vitrine
Was hier so rumstand, konnte sich sehen lassen. Tischplatten aus 10 cm starken Vollholz, altes Mobiliar auf Terracottaböden kamen hier super zu Wirkung. Uns wurden viele Unterlagen und Dokumente gezeigt, die die bedeutende Herkunft unseres Schlossherrn deutlich machen sollten. Und selbstverständlich mussten wir uns in Gästebuch eintragen.
Balkonblick
Dann öffnete er uns die Balkontür und wir durften auf den schmalen Marmorbalkon treten. Ein Blick ins Cilento von besonderer Schönheit war uns beschert. Das sind so Augenblicke die man nie vergisst.

Eintrag ins Gästebuch

Natürlich machten wir auch unsere Aufwartung bei der Frau des Hauses. Sie war gerade in der Küche zugange und sah/hörte sich nebenbei die Pfingstpredigt des Papstes an. Leider konnten wir der Einladung des Schlossherrn seinen eigenen Wein zu kosten nicht folgen. Hier rächte sich mal wieder unsere selbst auferlegte Ablehung des Alkohols.
Historie
Auf jeden Fall wurde meine Frau zum Schluss mit vollendetem Handkuss verabschiedet und der Schlossherr äußerte sich hoffnungsvoll, uns im nächsten Jahr an gleicher Stelle wiederzusehen.
Zum Schluss drückte ich ihm zur Pflege seines Heimatmuseums noch eine Offerta in die Hand um dann hochzufrieden das Castello zu verlassen.
Wir waren beide der Meinung: „So etwas erlebst du nicht alle Tage“.
Castelcivita
Wir machten uns ran an unser nächstes Ziel: Castelcivita. Die Wirklichkeit hatte uns schnell wieder eingeholt. Wir landeten auf einer Strasse die wegen Erdrutsch „Frana“ gesperrt war. Beim ersten Hinweisschild dachte ich, es ist ab Frana gesperrt und fuhr einfach weiter. Beim zweiten Sperrschild stand nichts mehr dabei und dann traute ich mich nicht mehr weiter zu fahren. (Ich habe nachgeschaut: Frana = Erdrutsch) Das Navi bot uns dann bis zum Ziel alternative Wege an die meiner Frau nicht sonderlich gefallen haben. Aber irgendwann schafften wir es doch und wir kamen tatsächlich an. Die Stadt klebt ebenfalls am Berg und ist nur über ganz enge Strassen zu erreichen. Der weite Weg von der Parkmöglichkeit bis zu den Sehenswürdigkeiten schien uns aufgrund der Uhrzeit nicht mehr machbar.   
Grotteneingang
Wir entschlossen uns zum sofortigen Besuch der „Grotte di Castelcivita. Die Grotte mit einer Gesamtlänge von 5000m war ein lohneswertes Ausflugsziel. Der Touristenweg mit 1200m war für uns lang genug. Die Führung wurde von einem Experten in italienischer Sprache vorgenommen und wir erhielten zur Unterstützung einen elektronischen Führer in deutscher Sprache in die Hand gedrückt. Diesen Besuch haben wir ebenfalls nicht bereut. Die phantasievollen Deutungen zu einzelnen Steinformationen waren sehr humorvoll.
Höhle innen
Allerdings ist uns im Laufe der Zeit die Gesundheit abhanden gekommen. Durch die wechselhafte Witterung haben wir uns in irgendeiner Form erkältet. Hinzu kam bei mir noch eine Heuschnupfenattacke. Innerhalb kürzester Zeit haben wir 6 Packungen Tempo verbraucht. Mein Schnupfenspray half die Nase wieder zu beruhigen. Nach einem langen Tag erreichten wir gegen 18.00 Uhr das Camp und lagen um 20 Uhr von Tabletten unterstützt in der Koje.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen